Die Sonne des Hochsommerabend tauchte die Predigtkirche des Berliner Doms in sanftes Licht. Die ehrwürdige Kulisse unterstrich die gespannte Erwartung, mit der die Besucher in den Bankreihen Platz gefunden hatten. Die Hektik des Alltags blieb für zwei kurze Abendstunden ausgeschlossen. Als die Klänge der Orgel ertönten, waren alle Sinne auf das Kommende fokussiert: Geschichten, frei erzählt, die Bibel präsent im Hier und Jetzt.
Bibelerzählnacht im Berliner Dom
Das Programm versprach Vielfalt: An 7 unterschiedlichen Orten im Berliner Dom waren Erzählungen zu hören. 14 Erzählerinnen zeigten ihren eigenen Stil und ihren eigenen Zugang zum biblischen Text. 21 biblische Figuren, Orte, Ereignisse gab es in den Erzählungen zu entdecken. 3 Erzählungen konnte jeder und jede an diesem Abend hören.
Es war wohl die Begegnung mit der Sklavin aus neutestamentlicher Zeit, die zu Fragen angeregt hat. Vielleicht zog auch die Erzählung von Abigajil und David in den Bann. Möglicherweise hat die besondere Perspektive auf Lot, zur ambivalenten Identifikation herausgefordert. Die Kaiserloge, die Hohenzollerngruft, das Kaiserliche Treppenhaus und die anderen Erzählorte spendeten außergewöhnliche Atmosphäre für die besondere Reise, auf die die Erzählerinnen ihre Hörer mit Temperament und Leidenschaft mitnahmen. Am Ende waren beide beflügelt, verwandelt, dankbar und erfüllt.
Außergewöhnliche Erzählorte
Viele der zirka 200 Besucher haben den Dom nicht ohne Dankesworte verlassen:
„Es hat mich ergriffen, wie Sie mich abgeholt und mitgenommen haben.“
„Ich wusste gar nicht, wie lebendig diese alten Geschichten sind.“
„Ich kenne diese Geschichte schon mein Leben lang, aber so habe ich sie noch nie gehört.“
„Das wird mir vermutlich von nun an in Erinnerung bleiben.“
„Wann wird es den nächsten Erzählabend geben?“
Die Hektik der großen Stadt war bereits gedämpft, als die Menschen in den Alltag zurückkehrten. Der Sommerabend lud zum Nachsinnen und Austauschen ein. Es bleibt die Gewissheit, biblische Geschichten wollen erzählt werden, die Erzählungen wollen gehört werden. Wir werden es wieder tun.